Arbeitsgemeinschaft Elternbeiräte an Gymnasien im Regierungsbezirk Stuttgart

AKTUELLES

Mitgliederversammlung verschoben - Aufruf zur Elterndemo am 4.Juli

Liebe Mitglieder der ARGE Stuttgart,

eigentlich wollten wir heute mit unserem Rundschreiben zur Mitgliederversammlung am 27.Juni einladen. Daraus wird leider nichts. Nach Rücksprache mit der Stadtverwaltung Ludwigsburg müssen wir die ARGE-Mitgliederversammlung auf Ende September verschieben. Zum einen dürfen in der Mensa Feuersee in Ludwigsburg überhaupt erst ab dem 29.Juni Veranstaltungen durchgeführt werden. Die Ausnahmegenehmigung hätten wir vermutlich bekommen. Allerdings hätten aufgrund der Hygiene-vorschriften nur insgesamt 30 ARGE-Mitglieder dabei sein können. Schon zu „normalen“ Zeiten kommen weit mehr als 50 Mitglieder nach Ludwigsburg, in der aktuellen Situation hätten wir voraussichtlich noch einen sehr viel größeren Zuspruch erwarten können. Die Teilnehmerzahl – und damit auch die Zahl der wählenden Mitglieder – auf - abzüglich des Vorstandes - maximal  26 zu begrenzen, macht wenig Sinn und ist auch gemäß unserer Satzung nicht möglich. Wir haben uns deshalb entschlossen, die Mitgliederversammlung auf Ende September zu verschieben. In voller Absicht wollen wir diese Versammlung noch mit den gewählten Elternvertretern dieses Schuljahres durchführen Das genaue Datum und die Tagesordnung geben wir bis Mitte Juli bekannt.

Wir haben im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts für alle Schüler*innen nach den Pfingstferien und als Reaktion auf unseren letzten Rundbrief sehr viele und durchweg positive Zuschriften bekommen. Wir freuen uns sehr über die Akzeptanz unserer Arbeit. Offensichtlich haben wir mit unseren in der Presserklärung von Anfang Juni aufgestellten Forderungen an das Kultusministerium genau die Wünsche der Eltern an den Gymnasien des Landes ausgedrückt.

Wenigstens eine unserer Forderungen wurde am Ende der letzten Woche erfüllt: Die Ausnahmesituation der Lehrer*innen gegenüber allen anderen Berufsgruppen mit der selbst definierten Zuordnung zur Risikogruppe wurde per Erlass beendet. Damit gelten auch für Lehrer*innen nahezu dieselben Arbeitsbedingungen zu Corona-Zeiten wie für andere Berufsgruppen auch.

Wir wiederholen an dieser Stelle erneut unseren Dank an die vielen extrem engagierten Lehrer*innen, die unseren Kindern geholfen haben, die Lernbedingungen im Distanzunterricht erträglich zu machen und Unterricht zu Corona-Zeiten nicht völlig haben untergehen lassen. Das Kultusministerium hat nun vor den Pfingstferien den Eindruck erweckt, der Präsenzunterricht werde nach Pfingsten für alle Schüler*innen wieder aufgenommen. Man werde sich dabei auf die Hauptfächer wie Mathematik und die Fremdsprachen konzentrieren. Wie die Schulen dieses Versprechen in die Wirklichkeit umsetzen sollen, hat das Kultusministerium allerdings nicht gesagt: Die Lehrer-Unterversorgung blieb nach Pfingsten dieselbe wie vor Pfingsten. Die weiterhin bestehende nun u.U. ärztlich attestierte Risikogruppe der Lehrer*innen hat auch nicht für die Verfügbarkeit wenigstens aller Lehrer*innen der Vor-Corona-Zeit gesorgt.

Die Hygiene-Vorschriften der Corona-Zeit bestehen nach wie vor und sorgen dafür, dass aus einer Klasse mehrere Lerngruppen werden. Dadurch wird der gleichzeitige Unterricht aller Schüler unmöglich. Einfaches Nachdenken vor der ziemlich forschen Verkündigung der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts für alle Schüler*innen hätte die Erwartungshaltung der Eltern im realistischen Rahmen gehalten.

Nun müssen erneut die Schulen und nicht das verantwortliche Ministerium die Unzufriedenheit der Eltern und Schüler*innen aushalten. Oder sie resignieren alle in der Erkenntnis, dass sich in der Bildungspolitik des Landes auch nach Corona nichts ändern wird. Eltern und Schüler*innen haben auch jetzt keine Sofortmaßnahmen mit entsprechendem Milliarden-schwerem Aufwand wie in anderen Bereichen zu erwarten. Auf  kreative Ansätze für eine Verbesserung der Unterrichtssituation warten Schulen, Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern vergeblich.

Die Initiative „Option Durchschnittsexamen“, eine Organisation, die 850 von 3.000 Examenskandidaten im Lehramtsstudium vertritt, hat angeregt, den kurz vor dem ersten Staatsexamen stehenden künftigen Lehrern eine Durchschnittsnote aller erfassten Studienleistungen zuzuteilen und ihnen dadurch die sofortige Möglichkeit zu geben, den akuten Lehrermangel an den Schulen zu beheben. Außer der förmlichen Abschlussprüfung haben diese Lehramtsanwärter alles, was sie zum sofortigen Einsatz als Referendare und damit für die Behebung der Unterrichtsnot befähigen und berechtigen würde. Noch vor den Sommerferien und auch für den zu erwartenden Corona-bedingten eingeschränkten Unterricht im neuen Schuljahr könnten sie die Lehrkräfte, Eltern und Schüler*innen entlasten. Und für sie würde nicht einmal der gebetsmühlenhaft wiederholte Satz der Kultusministerin gelten, dass es mit ihr keine Abstriche an der Qualität des Unterrichts geben werde.

Gewerkschaften, Studienvertretungen, Gesamtelternbeiräte des ganzen Landes, das Elternnetzwerk für Gemeinschaftsschulen, die ARGE Stuttgart, selbst die Wissenschaftsministerin des Landes – insgesamt 17 verschiedene Bildungsorganisationen mit über 1,2 Millionen Mitgliedern unterstützen diese Initiative. Man darf gespannt sein, ob das Kultusministerium darauf überhaupt reagiert. Viel spricht nicht dafür, denn die Umsetzung dieser Initiative in die Wirklichkeit würde natürlich Geld kosten. Und da ist für die Bildungspolitik auch jetzt nur wenig vorgesehen.

Es gibt keine konkreten Pläne dafür, das Bildungssystem digital zukunftssicherer zu machen. Nur die Ankündigung, dass man darüber nachdenken werde. Es gibt keine konkreten Pläne oder Vorgaben des Ministeriums, die Schulen zeitnah die Erkenntnisse aus dem individuell gemeisterten Online-Unterricht sammeln zu lassen. Dass der Lockdown  gerade noch erträglich war, ist nicht den digitalen Voraussetzungen des Schulsystems in Baden-Württemberg zu verdanken, sondern allein den gemeinsam von Lehrer*innen, Schüler*innen und oft auch Eltern erarbeiteten Unterrichtsbedingungen für den Distanzunterricht.

So katastrophal und chaotisch, wie der Distanz-„Unterricht“ zu Corona-Zeiten begann, so miserabel geht er jetzt weiter: Die nun wieder zu einhundert Prozent eingesetzten Lehrer*innen im Präsenzunterricht müssten eigentlich die nicht anwesenden Schülergruppen im Online-Unterricht mit Aufgaben und Lerninhalten versorgen. Optimisten schätzen die Gesamtzeit für kompletten Unterricht für alle Fächer und Schüler*innen auf etwa zwei volle Wochen bis zu den Sommerferien. Mehr ist unter Pandemie-Bedingungen nicht drin. Die restliche Zeit muss im Online-Unterricht versorgt werden oder fällt komplett weg. Mit letzterem ist zu rechnen, denn es gibt keine Rahmenvorgabe oder gar die gewünschten kreativen Ideen des Kultusministeriums, die 100-prozentige Auslastung der Lehrer*innen z.B. durch die Studenten-Reserve zu verbessern.

Es gibt auch keine Planbarkeit der Sommerferien und – damit verbunden – das mögliche Aufholen des versäumten Unterrichtsstoffes. Außer einer Ankündigung aus dem Kultusministerium zu Beginn der Corona-Krise hat man neuerdings nur gehört, dass man darüber nachdenke.

Viele Eltern, so die Feststellung der letzten Tage sind schlicht am Ende ihrer Möglichkeiten, die Folgen der Corona-Krise für ihre Kinder aufzufangen. Wer wieder arbeiten muss, kann nicht länger die Zeit dafür aufbringen, um vor allem jüngere Jahrgänge an unseren Schulen im erforderlichen Maß zu betreuen. Es ist nicht zu erkennen, dass außer handschriftlichen guten Wünschen unter den Elternbriefen des Ministeriums mehr für das havarierte Bildungssystem herausspringt.

Viele Eltern haben sich für unsere Rundbriefe zur Corona-Zeit bedankt und diesen Dank mit der Frage verbunden, wie sie uns in unseren Forderungen unterstützen können.

Sie können sich und uns unterstützen:

Für den 4.Juli ab 13.00 Uhr haben die Gesamtelternbeiräte des Landes zu einer Demonstration unter dem Motto „#BildungMitPlan“ aufgerufen.

Die ARGE Stuttgart bittet alle Mitglieder, in ihren Schulen diese Demonstration bekannt zu machen und lädt alle Eltern der Schulen im Land ein, daran teilzunehmen.

Die Veranstaltung muss zu einer mächtigen Demonstration zugunsten einer besseren Bildungspolitik für unsere Kinder werden!              

Bleiben Sie gesund und alles Gute in der nächsten Zeit!

Für den Vorstand der ARGE Stuttgart

Michael Mattig-Gerlach     

Ines Müller-Vogt