Arbeitsgemeinschaft Elternbeiräte an Gymnasien im Regierungsbezirk Stuttgart

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Landeselternbeirat fordert Kretschmann zum Handeln gegen Kultusministerin auf

In einem offenen Brief an den Ministerpräsidenten Kretschmann von Baden-Württemberg hat der 19. Landeselternbeirat diesen aufgefordert von seiner Richtlinienkompetenz gegenüber der Kultusministerin Gebrauch zu machen. Diese befinde sich offensichtlich seit Pandemiebeginn im März letzten Jahres im Wahlkampfmodus und kümmere sich ausschließlich um Microsoft 365 als Lernplattform, anstatt dafür Sorge zu tragen, die Schulen des Landes generell für die Unterrichtserteilung unter Pandemiebedingungen zumindest ausreichend auzustatten.

Im Wortlaut:

"Seit dem 12. Oktober 2020 fordert das RKI ab einer 7-Tage-Inzidenz von >50/100.000 den Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht. Dennoch hielt die Kultusministerin weiter stur am Präsenzunterricht in voller Klassenstärke fest. Am 16. Dezember mussten dann die Schulen vorzeitig komplett geschlossen werden – bei einer Baden-Württemberg-weiten Inzidenz von 191! Dabei wurde unvernünftigerweise der Großteil der Schülerschaft OHNE Lernmaterialien oder gar Fernunterricht in vorgezogene Weihnachtsferien geschickt – lediglich Abschlussklassen durften(!) zu Hause weiter beschult werden.

Welch ein Irrwitz: Wer sich an das sonstige Unterrichtsverbot nicht halten wollte, wurde abgemahnt! Ganz so, als seien nicht bereits im Frühjahr 2020 sehr viele Lerninhalte der Pandemie zum Opfer gefallen. Hier kommt das Fernunterrichtsverbot seitens der Kultusministerin einer Bankrotterklärung gleich! Für die Zeit nach den Weihnachtsferien plant diese Kultusverhinderungsministerin erneut das gleiche Drama: Präsenzunterricht „unabhängig von den Inzidenzzahlen“. Ihre Begründung: „Schulen stehen nicht im Mittelpunkt des Infektionstreibens.“ Kinder und Jugendliche tragen vermutlich nicht mehr oder weniger zum Infektionsgeschehen bei als andere Bevölkerungsgruppen. Sie können sich aber – bekanntermaßen – infizieren und eine Infektion auch weitergeben.

Verschärfend kommt hinzu, dass in Bildungseinrichtungen viele Menschen auf engstem Raum zusammentreffen. Vermutlich existieren kaum Arbeitsstätten, an denen sich 20 und mehr Menschen stundenlang so dicht gedrängt aufhalten wie in Schulgebäuden und insbesondere Klassenräumen; selbst Großraumbüros sind i. Allg. großzügiger gestaltet.

Unterschätzt wird ferner, wie viele Lehrkräfte in verschiedenen Klassen, Jahrgängen und sogar Schulen unterrichten; diese kommen bei Unterricht in vier bis fünf Klassen arbeitstäglich mit Leichtigkeit in Kontakt mit hundert verschiedenen Haushalten. Schulen mögen nicht die entscheidenden Treiber der Pandemie sein, sie können aber auf jeden Fall zu deren Eindämmung beitragen, wenn das baden-württembergische Kultusministerium sich in Monat 10 der Pandemie endlich bereit zeigen würde, effektive Maßnahmen zu ergreifen.

Der LEB erwartet von der Politik ernsthafte Bestrebungen für Unterricht im Wechselmodell – JETZT! Dazu gehören verkleinerte Klassen, Betreuungsangebote für alle Nicht-Präsenz-Beschulten bis mindestens Klassenstufe 7 sowie ein besonderes Augenmerk auf die SBBZ mit ihren speziellen Bedürfnissen. Wir erwarten, dass Sie Ihre Richtlinienkompetenz als Ministerpräsident wahrnehmen und zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger des Landes konsequent und faktenbasiert entscheiden. Wir fordern, dass Sie eine „Corona-Schul-Konferenz“ einsetzen, ein Beratungsgremium zusammengesetzt aus Gremienvertretern und Fachleuten aus Virologie, Epidemiologie, Kinder- und Jugendmedizin, Sozial- und Entwicklungspsychologie, Pädagogik, Ministerien (Gesundheit, Kultus, Verkehr) usw., wie das beispielsweise in Niedersachsen seit Beginn der Pandemie gehandhabt wird.

Mit Hoffnung auf ein positives Ergebnis verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Michael Mittelstaedt für den 19. Landeselternbeirat"